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Netto-Null-Treibhausgasemissionen im Jahr 2050

12.04.2021

Die Schweiz geht im Kampf gegen den Klimawandel einen fortschrittlichen Weg und strebt dabei zwei grundlegende Ziele an: Es geht in einem ersten Schritt darum, die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu heute bis ins Jahr 2030 zu halbieren. Ab dem Jahr 2050 anvisiert man dann von Bundesseite her in einem zweiten Schritt Netto-Null-Treibhausgasemissionen.

Der Plan von Netto-Null sieht vor, dass man einerseits die erneuerbaren Energien ausbaut und andererseits den Verbrauch fossiler Brennstoffe auf ein tiefes Niveau bringt. Der Ausstieg der Schweiz aus der Atomenergie ist ebenfalls eine Klausel in diesem Reduktionsprozess. Das Netto-Null-Treibhausgasemissionen-Konzept für das Jahr 2050 muss jedoch relativiert werden. Man kann nicht davon ausgehen, dass jegliche Schadstoffemissionen unterbunden werden können. Im Industriesektor, bei der Mobilität und bei der Beheizung von Gebäuden könnten weiterhin Emissionen anfallen. Der Knackpunkt dieses Plans ist jedoch, dass unter dem Strich mehr Schadstoffemissionen kompensiert werden müssen als anfallen. Es gibt dabei mehrere Möglichkeiten Schadstoffe aus der Atmosphäre herauszufiltern oder zu kompensieren:

 1. Durch Aufforstung von Wäldern wird CO2 durch den Prozess der Assimilation herausgefiltert. Die Pflanzen bauen Kohlenstoffdioxid durch die Fotosynthese in ihre Strukturen ein und filtern dabei die Luft. Der Aufforstung sind jedoch Grenzen gesetzt, sie kann nicht beliebig ausgedehnt werden. Als CO2-Senke spielt sie aber eine wichtige Rolle.

2. CO2-Kompensationen könnten im Ausland getätigt werden. Die Schweiz würde damit im Ausland Projekte finanzieren und könnte sich diese in Form von Gutscheinen anrechnen lassen. Damit würde es möglich sein, die hoffentlich geringen Schadstoffemissionen im Jahr 2050 zu kompensieren.

3. Eine weitere Möglichkeit wäre der Bau von CO2-Sequestrierungsanlagen. In der Fachsprache tragen diese futuristischen Anlagen den Namen CCS-Anlagen (Carbon dioxide capture and storage). Die Forschung, welche sich noch in der Pilotphase befindet, sieht vor, dass das CO2 aus der Luft herausgefiltert und dann gespeichert wird. Standorte um das CO2 langfristig zu speichern, befinden sich im Untergrund. Als besonders geeignete Standorte gelten ausgebeutete Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Zudem würden sich auch Standorte unter den Weltmeeren oder unterirdische, salzhaltige Grundwasservorkommen anbieten. Die CO2-Sequestrierungsanlagen fangen Schadstoffemissionen an der Quelle auf (z.B. an Industriestandorten oder in Kohle- und Biomassekraftwerken) um sie im Untergrund zu speichern.

Die Technologie ist insofern noch nicht ausgereift, da für die Umsetzung solcher Projekte noch gewisse Unsicherheiten bestehen. Problematisch ist vor allem der zusätzliche Energieaufwand für die Filterung, den Transport und die Endlagerung. Zudem geht man davon aus, dass bei Kohlekraftwerken mit CCS-Technik aufgrund der Abscheidung und Verdichtung des Kohlenstoffdioxids ein Brennstoffmehrverbrauch von bis zu 40% resultiert. Ein weiteres Problem ist die langfristige Endlagerung des Kohlenstoffdioxids. Es gibt keine hundertprozentige Garantie, dass die gespeicherten Schadstoffe langfristig im Untergrund gehalten werden können.

FABRIZIO MERZ, LEHRENDER

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